Wie verändert Parkinson das Leben?

Aus der Sicht eines betroffenen Angehörigen

 

Parkinson kommt schleichend langsam. Im Rückblick weiß ich nicht, wann die ersten Anzeichen zu spüren waren.

Dem vitalen, aktiven „Allesmacher“ gelingt nicht mehr alles, er braucht mehr Zeit. Die Einsicht fehlt. Schuld sind immer andere Dinge. Z.B. der Klebstoff taugt nichts mehr, ich bin so langsam, weil der Hund ständig schnüffelt, der Pullover ist eingelaufen usw.

Als Partner versteht man vieles nicht. Ich habe immer gedacht, er will mich nur provozieren. So folgten auch von meiner Seite Schuldzuweisungen: Du bist kleinlich, deine Gedanken gehen im Kreis, du willst immer 200% sein usw.

Erst als fast nichts mehr ging, war die Bereitschaft da, einen Arzt und Neurologen aufzusuchen.

Mit der Diagnose „Parkinson“ mussten wir uns abfinden. Wir mussten es akzeptieren und unser Leben neu ordnen.

Die Medikamente helfen beweglich zu bleiben. Aber das Gefühl auch noch für das Leben zu taugen und gebraucht zu werden, ist ganz wichtig!

Wir haben uns so geeinigt: Handgriffe beim An- und Ausziehen mache ich nebenbei und er konnte seine Kräfte  z.B. für Spaziergänge aufsparen.

Unser Hund wurde zum Bürsten auf einen Gartentisch gesetzt. Der Griff vom Rasenmäher wurde mit Klebeband festgebunden, damit er nicht immer ausging. So konnte er auch noch helfen. Reparaturen oder Regale anbringen wurden Tage vorher geplant, damit er in Ruhe Werkzeug, Dübel und Bohrer zusammen suchen konnte. Vom ursprünglichen Handlanger wurde ich zum Handwerker.

So konnten wir noch 6 Jahre das Leben genießen und an den Kleinigkeiten der Natur Freude finden. Selbst Urlaub, Theaterbesuche und Ausflüge mit Freunden waren immer noch möglich.

Nach und nach wurden die Nebenwirkungen der Medikamente stärker. Ich habe die Tücken hautnah erlebt und konnte so seine Wahnvorstellungen und Ängste meistens nachvollziehen. So wurde ich sein Fels in der Brandung und konnte ihm die Ängste nehmen.

Wir haben die gemeinsame Zeit bis zum Schluss voll genutzt.