Parkinson hat viele Facetten

Die Krankheit Morbus Parkinson beschäftigte mich schon seit meiner Jugendzeit, denn Anfang der 70iger Jahre erkrankte mein Opa Hans an der „Schüttellähmung“ im wahrsten Sinn des Wortes. Seine Hände zitterten stark und ich sehe ihn in meinen Gedanken noch im Sessel sitzen und unfähig, das tägliche Leben zu meistern. Da ich gerade mein Sonderschulstudium absolvierte und dabei auch medizinische Fächer belegte, informierte ich mich durch Lesen von Fachbüchern genauer über die Parkinsonkrankheit und erfuhr, dass diese wohl nicht vererbbar sei (nach dem damaligen Wissensstand). Als dann allerdings seine Tochter, die Schwester meiner Mutter also meine Tante Ruth mit Anfang 40 ebenfalls an Parkinson erkrankte, wurde ich doch etwas stutzig und als dann noch meine Mutter die Diagnose Morbus Parkinson bekam, konnte ich nicht mehr glauben, dass die familiäre Häufigkeit rein zufällig war, sondern ich bin der Meinung, dass bestimmte Gene in meiner Familie für die Parkinsonkrankheit verantwortlich sind.

Im Jahr 2003 musste ich mich aufgrund einer Angststörung, verbunden mit Panikattacken und schweren Schlafstörungen, in ärztliche Behandlung begeben. Ich wurde im Schlaflabor untersucht, machte eine Psychotherapie, fuhr zur Kur und bekam Psychopharmaka gegen Depressionen. Eine Ursache für meine krankhaften Zustände wurde jedoch nicht gefunden. Als ich dann in den Folgejahren bei mir Geruchs- und Geschmacksausfälle und feinmotorische Probleme beim Schreiben feststellte und zu meinem Entsetzen auch noch mein rechtes Bein in Ruhestellung zu zittern anfing, wusste ich was Fakt war, ich hatte Parkinson. Die Anzeichen dafür waren lehrbuchgerecht und eindeutig. Ich teilte meine Beobachtungen und Vermutung meiner Neurologin mit. Diese musste nach einer neurologischen Untersuchung meine Vermutung leider bestätigen und wies mich zur genaueren Diagnostik in ein Krankenhaus ein. Dort wurde Anfang des Jahres 2013 bei mir die Diagnose Morbus Parkinson gestellt. Ich wurde medikamentös eingestellt und mit dem Dopaminagonisten Clarium (Piribedil) behandelt.

Obwohl ich ja schon ahnte, dass ich Parkinson habe, löste die 100%ige Gewissheit an dieser Krankheit zu leiden dann doch einen gewaltigen Schock bei mir aus. Ich bekam Zukunftsangst, Depressionen und schlimme Panikattacken.
Zwei Jahre nahm ich ausschließlich das Medikament Clarium ein, doch ich fühlte das Voranschreiten der Krankheit und es schlichen sich immer mehr Zipperlein ein, ich fühlte mich hilflos und überfordert. So konnte es nicht weitergehen! Ich brauchte Hilfe.
Ich surfte im Internet, suchte nach Lösungen und erfuhr von der Selbsthilfegruppe in Osterode, die ich bald aufsuchte und durch die ich einen Weg fand, mit meiner Krankheit so umgehen zu können, dass ich jetzt wieder ein normales und glückliches Leben nach dem Motto:
„Die Krankheit bestimmt nicht mein Leben, sondern ich bestimme mein Leben mit der Krankheit und lasse mich nicht von ihr unterkriegen“,
führen kann.

Mit der Selbsthilfegruppe besuchte ich 2016 die Klinik in Biskirchen und mir wurde bewusst, dass eine gute medizinische Betreuung durch kompetente Ärzte der erste Ansatz dazu ist, auch mit Parkinson ein normales Leben führen zu können. Ich ließ mich stationär in Biskirchen einweisen und bekam nach einer gründlichen Untersuchung ein zusätzliches Medikament zu den Dopaminagonisten Clarium verordnet, nämlich das L-Dopa Präparat
Levopar. Schon am nächsten Tag ging es mir so gut, dass ich von meiner Krankheit kaum noch etwas spürte. Ich konnte wieder laufen wie ein „junger Spund“ und mein komisches „Salbengesicht“ war über Nacht verschwunden. Ich fühlte mich wie neu geboren. Das nächste Jahr ging es mir gut, doch dann wurden die Nebenwirkungen der Tabletten schlimmer und ich merkte, irgendwas stimmt nicht mehr. Also wieder Biskirchen und auch dieses Mal konnte durch eine geringe Tablettenumstellung (Isicom statt Levopar) meine Lebensqualität spürbar verbessert werden.
Ich glaube an den medizinischen Fortschritt und hoffe, dass noch zu meiner Lebenszeit eine Parkinsontherapie erfunden wird, die diese Krankheit zum Stillstand bringt. Bis dahin lebe ich normal weiter und versuche, mich mit der Krankheit zu engagieren, sie so weit es geht zu ignorieren und mit viel Bewegung, Krankengymnastik und Acrylmalerei meinen Körper und meinen Geist einigermaßen fit zu halten.

Marion Martin - Bad Sachsa, den 28.01 2018