Ein  Leben mit Parkinson

In einem verregneten Sommerurlaub habe ich mir einen Pullover gestrickt. Anschließend hatte ich Beschwerden im rechten Schultergelenk und habe das natürlich auf das Stricken geschoben. Als es Weihnachten immer noch nicht besser war, bin ich zum Hausarzt gegangen. Der schickte mich zum Orthopäden. Dort wurde ich ein halbes Jahr lang behandelt, ohne dass sich Besserung einstellte. Daraufhin meinte er, ich sei wohl ein Fall für den Neurologen. Also ging ich zum Neurologen, der mich durchgecheckt hat und anschließend meinte, ich sei wohl ein Fall für den Orthopäden.

Danach habe ich den Kopf in den Sand gesteckt und ein Jahr lang keinen Arzt mehr besucht. Ich konnte nur noch ganz klein und unleserlich schreiben und meinte, das sei ein psychisches Problem. Darum belegte ich zwei Kurse für autogenes Training  bei der Volkshochschule. Das brachte mir nach einer halben Stunde Entspannung etwa zehn Minuten Wohlergehen und dann waren die Beschwerden wieder da.

Irgendwann hatte ich dann die Nase voll und ging wieder zum Hausarzt. Ich hatte inzwischen ein deutliches Zahnradphänomen, das er wohl richtig eingeordnet hatte und ich bekam einen Termin in der Schildautalklinik. Dort stellte man mir innerhalb einer Woche die Diagnose „Parkinson“.

Das war natürlich ein Schock. Ich war gerade 39 Jahre alt geworden und hatte zwei Kinder von 11 und 4 Jahren. So beschloss ich zu kämpfen, um meine Kinder groß zu ziehen. Inzwischen sind sie beide mit dem Studium fertig und verheiratet und wir haben 4 Enkelkinder, das 5. ist unterwegs.

Mein Parkinson wird seit 27 Jahren medikamentös behandelt und es geht immer noch so leidlich. Ich mache viel Sport in Form von Wassergymnastik, Reha-Sport, Krankengymnastik und Ergotherapie. Seit 2 Jahren kann ich nicht mehr sicher Rad fahren, darum hat mein Mann ein Tandem gekauft, mit dem wir gemeinsam viele schöne Touren machen. Bis vor 2 Jahren bin ich auch noch jedes Jahr mit in Skiurlaub gefahren.

Ich möchte allen Betroffenen Mut machen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern die eigenen Möglichkeiten auszuloten und so lange wie möglich zu nutzen. Es lohnt sich!


17. November 2013